Ein „unpolitischer“ Reiseversuch zwischen Sarajevo und Belgrad
Gastbeitrag von Lennart Will
Das serbokroatische Wort für Hass besteht in der Hauptsache aus fünf Konsonanten und ist für mich als Deutschmuttersprachler vor allem unaussprechlich: mŕžnja. In seiner Hackigkeit möchte ich es beinahe lautmalerisch nennen. Onomatopoetisch – denke ich. Vrrroom Vrrroom. Wuff wuff. Ratatat. Peng peng. Mŕžnja mŕžnja. Ein Wort wie eine Panzersperre. Ich benutze es zum ersten Mal im Sommer 2013. Es steht auf Seite 305 in Langenscheidts Universal-Wörterbuch Serbokroatisch, dem „unentbehrlichen Hilfsmittel auf einer Reise nach Jugoslawien“, 106 mal 72 Millimeter, siebzehnte Auflage 1994-oh-was-ist-alles-seitdem-passiert. Ratatat. Peng peng. Mŕžnja mŕžnja. Serbien, Serbien: Wie soll ich sprechen, wie soll ich denken, wer soll ich sein in diesem Land?
Sprachbunker
Genauer bin ich in Zentralserbien, auch Engeres Serbien genannt. Im Westen dieses engen oder engeren Serbiens oder Serbiens im engeren Sinne liegt Ivanjica, 12.000 Einwohner, und in Ivanjica die Straße Šljivići, die sich ausgehend vom einzigen Kreisverkehrs des Städtchens, teils geteert, teils unbefestigt einen Hügel hochzwingt. Und dort oben, wo die Straße aufhört, bevor Wälder und Himbeerplantagen beginnen im Abendsonnenlicht, steht rechterhand ein eingeschossiges Einfamilienhaus mit drei Zimmern und Bad.
Und in der Wohnküche ein Sofa und auf dem Sofa ich und in meinen Händen der weichgeblätterte Langescheidt. Und neben mir Miloš Grujović, 16 Jahre und ein paar Zentimeter größer als ich, mit kurzgeschorenem blonden Haar und aufgeweckten Augen, pubertierend und ein wenig Macho, der mir soeben mit einem provokanten Lächeln und einer noch provokanteren Geste auf Höhe seiner Kehle klarmacht, dass man alle Albaner umbringen müsste.
In den simplen Ein- bis Zwei-Wort-Sätzen, die Miloš verwenden muss, damit ich nachvollziehen kann, was er sagt, knittert sich die Sprache zu starren Sinnblöcken zusammen. „Albaner“ und „töten“ gehören hier so unvermeidlich zusammen wie „Soldat“ und „Held“ oder „Deutschland“ und „Arbeit“. Kleine Bunker, in denen man sich als gefühlter Analphabet kaum bewegen kann. Ich habe vor dieser Reise zwei Stunden eines Serbokroatischkurses besucht, davon abgesehen spreche ich kein Serbisch oder Kroatisch oder Kroatoserbisch, Bosnisch oder Montenegrinisch und auch keine verwandte slawische Sprache; habe mich also freiwillig in diese ungewisse Bunkerlandschaft begeben.
Wie eine Warnkarte ziehe ich das kleine gelbe Buch hervor. Miloš hat sich in den letzten 24 Stunden daran gewöhnt, dass ich mir damit einen diplomatischen Wartebereich, eine entmilitarisierte Zone schaffe, in der ich nach den richtigen Worten suchen kann. Jetzt wartet er auf meine Antwort. Seine Mutter Mirjana räumt uns gegenüber den Esstisch ab und lauscht. Ich beginne zu blättern...
Bi Äitsch
Bevor ich vor zwei Tagen über die serbische Grenze kam, verbrachte ich eine Woche in Sarajevo, fünf Tage davon als Teil einer Exkursionsgruppe. „Konfliktsensible Entwicklungszusammenarbeit in einer Post-Bürgerkrieg-Gesellschaft“, so war der Forschungsaufenthalt überschrieben, währenddessen wir ein rundes Dutzend internationaler Organisationen besuchten, die sich seit dem Ende des Bosnienkriegs 1995 in der Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas angesiedelt haben.
OHC, UNDP, OHR, GIZ, ICMP, Akronymlabyrinthe, Korridore, Aufzüge, Metallscans, Besprechungsräume, Hosenanzüge, Krawatten, Abzeichen, Ränge, Flaggen und Fähnchen, Powerpointing, frustriertes Friedensdienstvokabular und politisch korrekte Fingerzeige, Aufschlussreiches hinter verschlossenen Türen, aber auch unnütze Antworten auf immergleiche Fragen.
Schnell, sehr schnell, so hatte ich das Gefühl, konnten wir uns im kosmopolitischen Sarajevo die aktuelle Lage des Landes erschließen lassen. Konnten lernen, wie man als „Internationaler“ über die politischen Wirren Ex-Jugoslawiens so denkt und schwadroniert. Konnten einstimmen in die deutschen und englischen Jammerchoräle über das unregierbare Bosnien-Herzegowina, einen „Failed State“, und lernten im Gespräch mit Sekretären, Institutsleitern und Heads of Office, locker mit den Buchstaben „BH“ [biː eɪtʃ] zu jonglieren.
Ein Land mit einer hochkomplexen politischen Geschichte, im Jargon der internationalen Fachkräfte wendig heruntergekürzt auf zwei beschwörende Lettern. „Bi Äitsch“ – wir wissen ja, wovon wir reden. Das Land, in dem 1984 noch die Olympischen Winterspiele stattgefunden hatten, versunken in den letzten und blutigsten Krieg inmitten Europas und seitdem nicht wieder recht auferstanden.
Ruiniert und innenpolitisch lahmgelegt von einer korrupten Regierung nach der anderen, noch immer im Griff agitierender Parteien, die für ihren eigenen Machtgewinn weiterhin die verschiedenen Volksgruppen – (muslimische) Bosniaken, (orthodoxe) Serben, (katholische) Kroaten – gegeneinander ausspielen. Bei all dem an der kurzen Leine der internationalen Gemeinschaft, der EU, UN und ihrer resignierenden Vertretungen. 29 Prozent Arbeitslosigkeit. 45 Prozent Jugendarbeitslosigkeit. Und zwei Drittel aller Unter-35-Jährigen würden das Land verlassen – wenn sie könnten. „Bi Äitsch“, alles klar!?
Anders soll meine eigene kleine Forschungsreise durch Ost-Bosnien und Serbien aussehen, beschloss ich in der kriegsgezeichneten Multikulti-Stadt. Anders mein Zugang, anders mein Blick, anders meine Wegziele. Schon jetzt habe ich genug von dem vermeintlichen Wissen darüber, wie Politik und Kriege „auf dem Balkan“ gemacht werden.
Ich will wissen, wer die Menschen unabhängig von all den Konflikten, den politischen Selbstverortungen und kollektiven Leidensgeschichten sind. Will den Krieg am liebsten gar nicht thematisieren, gar nicht versuchen zu verstehen, was ohnehin unfassbar war und noch immer ist. Will die maschinengewehrsalvenzerschossenen Fassaden als das ansehen, was sie sind: längst alltäglich geworden in fast zwei Nachkriegsjahrzehnten, höchstens eine touristische Attraktion. Und will gerade dadurch dahinter blicken können. Geradezu unpolitisch will ich reisen, den Leuten begegnen, als gäbe es keine Spuren von Massengräbern in der Nachbarschaft und als hätte ich kein Interesse an ihnen als Kriegswaisen, sondern nur eines an der Normalität ihres jetzigen Lebens.
Himbeerhoffnungen
Ich verlasse Sarajevo zusammen mit Ingrid, Leiterin einer kleinen Stuttgarter Hilfsorganisation, die ich im Zuge der Exkursion kennengelernt habe. Wir wollen zur gleichen Zeit Richtung Serbien aufbrechen, also schlägt sie mir vor, sie in ihrem Camper zu begleiten: zunächst zu ihrem Projektdorf Fakovići an der bosnisch-serbischen Grenze und damit im serbischen Landesteil Bosniens, der Republika Srpska; und einen Tag später dann über die Grenze hinaus nach Zentralserbien.
Dankbar für diese Chance willige ich ein und so führt mich mein „unpolitischer“ Reiseversuch zuallererst just in einen kleinen Ort, dessen Antlitz und wirtschaftliche Lage symptomatisch für die Kriegsfolgen stehen könnten, der nur etwa dreißig Kilometer von Srebrenica liegt und zudem am Ufer der Drina, eines Grenzflusses, so geschichtsträchtig und geopolitisch aufgeladen wie schwerlich ein zweiter.
Wenn hier jemand einen Job hat, arbeitet er in Sechstagesschichten in den nahegelegenen Zink- und Bleibergwerken. Außerdem war eine Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass das einzige Entwicklungspotential des infrastrukturschwachen Fakovići der Himbeeranbau sei – ein regionaltypischer Agrarzweig, aber oft zu ineffizient oder nur zum Nebeneinkommen betrieben.
Ingrids Verein setzte auf selbstorganisierte Erzeugergemeinschaften und begann diejenigen mit Know-how und Ausstattung zu fördern, die etwas bewegen wollten. Ich kann diesen Ort nur kurz und als stummer Beobachter dokumentieren und festhalten: als ein Dorf, das sich mithilfe von Beerenproduktion in kleinen, aber erfolgreichen Schritten aus jener Apathie herauszuschälen versucht, die auch Ingrid als das dominierende bosnische Lebensgefühl ansieht und das für Muslime wie Serben gleichermaßen gilt: „die tiefe Abwesenheit eines Gefühls von ‚Ich kann, wenn ich mit etwas unzufrieden bin, etwas ändern – und es kann gelingen‘“.
Ich sehe die Schule von Fakovići, in der mithilfe deutscher Spendengelder eine tägliche Mahlzeit für die Kinder ausgeteilt wird. Ich betrachte Häuser, bei denen Geld und Willen wenigstens für eine halbe neue Fassade gereicht haben, was die klaffenden Einschusswunden im alten Putz aber nur noch sichtbarer macht. Ich sehe die Drina friedlich, idyllisch dahinfließen. Ich spreche nichts, außer vielen „hvalas“ – „hvala, hvala“. Danke, danke – für die Gastfreundschaft.
Als wir eine der Projektverantwortlichen besuchen und zum Nachmittagskaffee im Garten sitzen und selbstgepflückte Himbeeren essen, ist auch eigentlich keine Sprache nötig. Im gemeinsamen, einfachen Genuss der roten Früchte ist das Entscheidende ohne Worte präsent. Wir kosten etwas Bedeutsames, etwas von der erhofften Zukunft, etwas Süßeres als die harte Gegenwart und die noch härtere Vergangenheit.
Ich notiere das erste Wort einer Reisevokabelliste: màline – Himbeeren. Und mit diesem Wort den Gedanken, wie schwer es ist, diese Gegend nur in ihrem Jetzt und nicht als Schauplatz des vergangenen Konflikts zu bereisen. Wo schon das unschuldige Obst seinen Platz, seine Rolle, seine Funktion in der Nachkriegsgeschichte hat.
Sonntag, 21. Juni 2015
Samstag, 16. Mai 2015
Neuerscheinung: Bürgerhandbuch
Wenn wir bei Pharos über unsere Arbeit informieren, stehen in der Regel unsere Roma-Projekte in Bosnien oder unser Engagement zur Förderung der landwirtschaftlichen Entwicklung in Fakovici im Vordergrund. Was wir aber schon immer auch machen, ist Demokratie-, Friedens- und Menschenrechtsbildung. Beispiele dafür sind die Online-Lehrbücher auf D@dalos (beispielsweise zum Web 2.0, zur Europäischen Union oder zum Thema "Demokratie verstehen").
Aber es ist nicht alles nur digital und online, was wir publizieren. So ist Ende 2013 Recherche 2.0 erschienen, ein Buch zur Internetrecherche und zum webbasierten Wissensmanagement. Kaum waren die Arbeiten daran abgeschlossen, habe ich mich auf Einladung von Prof. Dr. Paul Ackermann und dem Wochenschau Verlag daran gemacht, zusammen mit Prof. Ackermann das Bürgerhandbuch für eine neue Auflage zu überarbeiten. Es ging darum, Aspekte wie Europäisierung, Globalisierung und Digitalisierung zu ergänzen sowie die übrigen Kapitel zu den Beteiligungsmöglichkeiten auf den verschiedenen Ebenen des deutschen politischen Systems zu aktualisieren. Das Ergebnis ist nun erschienen:
Die vollständig überarbeitete und erweiterte 4. Auflage bietet Basisinformationen und 99 Praxis-Tipps, um sich politisch zu beteiligen und einzumischen. Das Buch besteht aus den folgenden 14 Bausteinen:
Jedes Kapitel gibt Tipps zum Tun – insgesamt 99 an der Zahl. Durch Querverweise, Inhalts- und Stichwortverzeichnis werden sie sehr flexibel handhabbar und so zum regelrechten Handwerkszeug politischer Beteiligung. Literaturhinweise, Links und Surftipps machen Lust auf mehr.
Nutzen Sie Ihre Möglichkeiten als Staatsbürger, EU-Bürger, Weltbürger, Wirtschaftsbürger und Netzbürger!
Aber es ist nicht alles nur digital und online, was wir publizieren. So ist Ende 2013 Recherche 2.0 erschienen, ein Buch zur Internetrecherche und zum webbasierten Wissensmanagement. Kaum waren die Arbeiten daran abgeschlossen, habe ich mich auf Einladung von Prof. Dr. Paul Ackermann und dem Wochenschau Verlag daran gemacht, zusammen mit Prof. Ackermann das Bürgerhandbuch für eine neue Auflage zu überarbeiten. Es ging darum, Aspekte wie Europäisierung, Globalisierung und Digitalisierung zu ergänzen sowie die übrigen Kapitel zu den Beteiligungsmöglichkeiten auf den verschiedenen Ebenen des deutschen politischen Systems zu aktualisieren. Das Ergebnis ist nun erschienen:
Die vollständig überarbeitete und erweiterte 4. Auflage bietet Basisinformationen und 99 Praxis-Tipps, um sich politisch zu beteiligen und einzumischen. Das Buch besteht aus den folgenden 14 Bausteinen:
- Vom Staatsbürger zum Weltbürger: Bürgerrollen im 21. Jahrhundert
- Deutsche und europäische Demokratie – ein Mehrebenensystem für Bürgerbeteiligung
- Sich Informationen beschaffen: Zeitung – Fernsehen – Google – Blogs
- Die Meinungsbildung beeinflussen, an die Öffentlichkeit gehen
- Durch Wahlen mitbestimmen: Kernstück jeder Demokratie
- Abstimmungen: An Sachentscheidungen mitwirken
- Parteien: An der politischen Willensbildung mitwirken
- Vereine und Verbände: Gesellschaftliche Aufgaben und Interessen wahrnehmen
- Von lokalen Bürgerinitiativen zu globalen NGOs: Sich für sich und andere einsetzen
- Extremismus: Gefahren für die Demokratie erkennen und bekämpfen
- Mit Verwaltungsbehörden umgehen: Bürger und Bürokratie als Partner
- Sich an Planungen beteiligen: Formen der Bürgermitwirkung
- Bürgerhaushalt: Können Bürger bei der Finanzplanung mitentscheiden?
- Bürger als Verbraucher im Weltmarkt: Durch bewussten Konsum Nachhaltigkeit fördern
Jedes Kapitel gibt Tipps zum Tun – insgesamt 99 an der Zahl. Durch Querverweise, Inhalts- und Stichwortverzeichnis werden sie sehr flexibel handhabbar und so zum regelrechten Handwerkszeug politischer Beteiligung. Literaturhinweise, Links und Surftipps machen Lust auf mehr.
Nutzen Sie Ihre Möglichkeiten als Staatsbürger, EU-Bürger, Weltbürger, Wirtschaftsbürger und Netzbürger!
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Donnerstag, 14. Mai 2015
10 Jahre Pharos - Spendenaufruf
Am 6. Mai 2015 hielten wir unsere Pharos-Mitgliederversammlung in Echterdingen ab. Dabei berichteten wir ausführlich über unsere Arbeit und gaben einen Ausblick auf geplante Projekte sowie auf mögliche zukünftige Entwicklungen. Wir erläuterten, weswegen wir verstärkt finanzielle und ideelle Unterstützung brauchen. Eine Woche darauf haben wir an alle Pharos-Mitglieder und alle, die uns je unterstützt haben, einen Spendenaufruf geschickt. Er beschreibt in einer kurzen Zusammenfassung, was wir an der Mitgliederversammlung präsentiert und beraten haben, und steht als pdf-Datei zur Verfügung...
Montag, 11. Mai 2015
Großartige Geschenke zum Jubiläum
Zehn Jahre gibt es Pharos nun schon. Wie jedes Jubiläum gibt auch dies Anlass zum Staunen. Zehn Jahre schon – wo wir doch scheinbar erst gestern in einem Degerlocher Vereinsheim zusammensaßen, um Pharos zu gründen, um unser aller Bedürfnis, für die Hilfe in Bosnien eine gute Grundlage zu schaffen, in die Tat umzusetzen. Zehn Jahre erst – wo doch so viel seither passiert ist, an Hilfe, an Kreativität, an Lernprozessen.
Jedenfalls stand für das Leitungsteam von Pharos schnell fest, dass die diesjährige Mitgliederversammlung ein wenig feierlicher als sonst ablaufen sollte. Doch welch gigantische Geschenke der Verein zu diesem Termin bekommen würde, überraschte am Ende alle.
Woran wir gedacht hatten: Ein Gläschen Sekt, ein paar Flaschen Wein und den herrlichen Jubiläums-Hefezopf von Brigitte. Ein bisschen Zusammenstehen, zurückschauen und ein paar neue Pläne schmieden. Was immer wieder schön ist bei dieser Versammlung: alte Bekannte wieder treffen, die man zuletzt vor einem Jahr gesehen hat. Wir sind eine Gemeinschaft, die weit verstreut ist – und sich trotzdem nicht aus den Augen verliert.
Doch als Hans Krämer und Ingrid Halbritter Rückschau und Vorschau gehalten hatten, nachdem die Formalien einer Hauptversammlung schon fast alle abgehandelt worden waren, konnte Hans Krämer das erste atemberaubende Geschenk verkünden. Kurz vor der Versammlung hatte eine Dame, die nicht genannt werden will, uns eine Spende von 30.000 Euro zukommen lassen. Natürlich schätzen wir jedes Mitglied gleichermaßen hoch, und doch muss an dieser Stelle noch einmal Dank gesagt werden an dieses Mitglied, dass dem Verein nicht nur absolute Planungssicherheit für mindestens zwei Jahre, sondern auch Spielraum für das Verwirklichen neuer Ideen gegeben hat.
Diese Nachricht vertiefte natürlich die festliche, von Dank erfüllte Stimmung an diesem Abend. Ein Mitglied nahm diese Atmosphäre sehr schön in einem Gedicht über Pharos auf, das Ragnar Müller schon gebloggt hat.
Zu guter Letzt, als der Vorstand entlastet war und der Punkt Verschiedenes aufgerufen wurde, wurden wir noch einmal reich beschenkt. Unser Mitglied Maria Fiedler, die die Musikschule Filderstadt leitet, verkündete ihre Idee, die sie schon in die Tat umgesetzt hatte: Das Benefizkonzert zum 40-jährigen Bestehen der Musikschule Filderstadt steht in diesem Jahr auch im Zeichen von Pharos. Die Hälfte der Einnahmen wird unserem Verein zugute kommen. Und natürlich dürfen wir im Umfeld des Konzerts für unsere Anliegen werben. Einen schöneren Rahmen für unsere Arbeit im zehnten Jahr kann es nicht geben.
Und so können wir als Vorstand nur staunen über unsere tollen Mitglieder und uns auf das Konzert und auf unsere gemeinsame Arbeit im zehnten Jahr von Pharos freuen.
Jedenfalls stand für das Leitungsteam von Pharos schnell fest, dass die diesjährige Mitgliederversammlung ein wenig feierlicher als sonst ablaufen sollte. Doch welch gigantische Geschenke der Verein zu diesem Termin bekommen würde, überraschte am Ende alle.
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Jubiläums-Hefezopf |
Doch als Hans Krämer und Ingrid Halbritter Rückschau und Vorschau gehalten hatten, nachdem die Formalien einer Hauptversammlung schon fast alle abgehandelt worden waren, konnte Hans Krämer das erste atemberaubende Geschenk verkünden. Kurz vor der Versammlung hatte eine Dame, die nicht genannt werden will, uns eine Spende von 30.000 Euro zukommen lassen. Natürlich schätzen wir jedes Mitglied gleichermaßen hoch, und doch muss an dieser Stelle noch einmal Dank gesagt werden an dieses Mitglied, dass dem Verein nicht nur absolute Planungssicherheit für mindestens zwei Jahre, sondern auch Spielraum für das Verwirklichen neuer Ideen gegeben hat.
Diese Nachricht vertiefte natürlich die festliche, von Dank erfüllte Stimmung an diesem Abend. Ein Mitglied nahm diese Atmosphäre sehr schön in einem Gedicht über Pharos auf, das Ragnar Müller schon gebloggt hat.
Zu guter Letzt, als der Vorstand entlastet war und der Punkt Verschiedenes aufgerufen wurde, wurden wir noch einmal reich beschenkt. Unser Mitglied Maria Fiedler, die die Musikschule Filderstadt leitet, verkündete ihre Idee, die sie schon in die Tat umgesetzt hatte: Das Benefizkonzert zum 40-jährigen Bestehen der Musikschule Filderstadt steht in diesem Jahr auch im Zeichen von Pharos. Die Hälfte der Einnahmen wird unserem Verein zugute kommen. Und natürlich dürfen wir im Umfeld des Konzerts für unsere Anliegen werben. Einen schöneren Rahmen für unsere Arbeit im zehnten Jahr kann es nicht geben.
Und so können wir als Vorstand nur staunen über unsere tollen Mitglieder und uns auf das Konzert und auf unsere gemeinsame Arbeit im zehnten Jahr von Pharos freuen.
Samstag, 9. Mai 2015
10 Jahre Pharos - ein Gedicht
Bei der Mitgliederversammlung am 6. Mai 2015 haben wir den 10. Geburtstag unseres Vereins gefeiert und uns neben den Tagesordnungspunkten Zeit für Rückblicke und Dankbarkeit genommen. Ein Mitglied hat sich mit dem folgenden Gedicht zu Wort gemeldet:
In unsrer Welt herrscht vielfach Sturm.
Wie gut, dass da ein PHAROS-Turm
mit seinem Licht viel Strahlen sendet
und so ein wenig Elend wendet.
Für Kinder gibt’s ein warmes Essen,
die Roma werden nicht vergessen.
Die Mutter ohne Wohnungsraum
mit vielen Kindern fände kaum
‘ne kalte, düstre, nasse Kammer,
für Kinder ein ganz großer Jammer.
Doch PHAROS dachte sich was aus,
nun lebt sie schon in einem Haus.
Wer ahnt, wie viele Wegestunden
es braucht, bis Ämter überwunden
und sich bemühen, dass Papiere
aus ‚Nichtsein‘ hin zum Leben führe,
denn staatenlos zu sein ist schwer,
als wenn man nicht geboren wär.
Wenn einer Himbeern gerne mag,
wird glücklich sein, ganz ohne Frag,
dass Himbeern wachsen und gedeihen
und uns mit süßen Früchten freuen.
Doch PHAROS gibt nicht nur sein Licht,
viel wichtiger ist das Gewicht,
dass dieses Leuchten hilft den Schiffen
nicht hart zu kentern auf den Riffen,
dass Leuchten hilft, den Kurs zu finden,
um eignes Handeln zu ergründen,
um mündig, fähig zu gestalten,
mit Selbstbewusstsein zu verwalten
das eigne Leben, Dank der Schar,
die dort als PHAROS tätig war.
10 Jahre! Liebe PHAROS-Leute,
ein Fest für uns. Wir danken heute
dem PHAROS-Team, der ganzen Schar:
Das, was Ihr tut, ist wunderbar!
Sonntag, 3. Mai 2015
BpB: Sinti und Roma
Dass die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) hervorragende Informationen über die größte europäische Minderheit, die Roma, zur Verfügung stellt, darüber haben wir an dieser Stelle wiederholt berichtet. So findet sich im umfangreichen Online-Angebot der bpb u.a. ein Online-Dossier und eine Ausgabe der Zeitschrift "Aus Politik und Zeitgeschichte" zum Thema. Neu hinzugekommen ist ein Buch aus der Schriftenreihe der Bundeszentrale (Band 1573), das die Situation in Deutschland in den Mittelpunkt stellt:
Oliver von Mengersen (2015), Sinti und Roma. Eine deutsche Minderheit zwischen Diskriminierung und Emanzipation, Bonn.Die Kurzbeschreibung auf der bpb-Website lautet folgendermaßen:
"Die Geschichte der Roma-Minderheiten in Europa reicht bis ins Mittelalter zurück. Seit sechshundert Jahren sind sie auch in Deutschland ansässig. In der Öffentlichkeit ist darüber nur wenig bekannt. Das Wissen zur Geschichte der Sinti und Roma beschränkt sich häufig auf deren Verfolgung im Nationalsozialismus. Die Zeit vor 1933 wird meist ebenso vernachlässigt wie die Frage, wie es den Überlebenden des Genozids nach 1945 erging. Der Band zeichnet konzise, aber thematisch weit gefasst die Geschichte der Sinti und der Roma in Deutschland von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart nach. Dabei erschöpft er sich nicht im Blick von außen auf die Minderheit, sondern nimmt auch deren Perspektive auf."Das Buch kann hier für 4,50 Euro bestellt werden...
Mittwoch, 15. April 2015
Pharos Tätigkeitsbericht 2014 online
Wer sich umfassend über unsere Arbeit im vergangenen Jahr informieren möchte, kann ab sofort online auf den Pharos-Jahresbericht 2014 [pdf, 52 kb] zugreifen. Wir legen großen Wert auf Transparenz. Deshalb listet der Bericht äußerst detailliert alle Ausgaben und Einnahmen auf...
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Donnerstag, 9. April 2015
Artikel zum Internationalen Roma Tag
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"Flag of the Romani people" by AdiJapan, Wikimedia Commons |
(1) EU regrets Roma integration a long way off
(2) Addressing anti-Gypsyism must be a priority on International Roma Day (by Rokhaya Diallo, European Network Against Racism)
(3) Roma integration: The EU has a role to play (by Shannon Pfohman, Caritas Europa)
(4) International Roma Day: A symbol of political unity (by Martin Demirovski, Roma rights advocat)
Freitag, 20. Februar 2015
Online-Dossier: Roma
Das österreichische Schulportal schule.at hat ein vielfältiges Online-Dossier mit Hinweisen und Links zum Thema "Roma und Sinti" veröffentlicht. Dieses Dossier ergänzt dasjenige der deutschen Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), das hier im Blog bereits vorgestellt wurde, und umfasst Links zu Büchern, Filmen, zu zentralen Dokumenten und Berichten sowie zu einer aktuellen Ausstellung in Wien.
Sonntag, 11. Januar 2015
Roma - neues Buch und weitere Informationsquellen
Vor kurzem habe ich in diesem Blog Lektüreempfehlungen für all diejenigen zusammengestellt, die etwas mehr über Roma wissen möchten. Die dort genannten Ressourcen und Bücher können nun um ein kürzlich im Wochenschau Verlag erschienenes Buch ergänzt werden:
Max Matter (2015), Nirgendwo erwünscht. Zur Armutsmigration aus Zentral- und Südosteuropa in die Länder der EU-15 unter besonderer Berücksichtigung von Angehörigen der Roma-Minderheiten, Schwalbach/Ts.Auf der Verlagsseite wird das Buch folgendermaßen beschrieben:
"Die Einwanderung von Roma gilt in Westeuropa als Problem, weil sie arm sind und weil eine Belastung des Wohlfahrtsstaats gefürchtet wird. Dabei werden regelmäßig die großen Unterschiede zwischen den Roma-Gruppen übersehen. Die politische Abwehr gegen sie greift alte antiziganistische Vorurteile auf und verstärkt diese. Die Bekämpfung des Rassismus denjenigen gegenüber, die zu uns kommen, weil sie auf der Flucht sind oder von ihrer Freizügigkeit Gebrauch machen, wird nicht ausreichend als politische Aufgabe anerkannt. Dieser Band liefert sachliche Grundlagen für eine Diskussion über gesellschaftspolitische Aufgaben und politische Entscheidungen zur Verbesserung der Inklusion und Teilhabe von Roma in Deutschland. Max Matter gelingt es, die Brücke von der fachwissenschaftlichen Diskussion zum kommunalen Alltag zu schlagen: unentbehrlich für alle, die verantwortlich und korrekt informiert für Roma Politik machen wollen."Weitere Informationen zu Buch und Autor finden sich auf der Website "Mediendienst Integration", die über die Buchpräsentation im Dezember 2014 berichtet:
"Bei der Präsentation erklärte der Ethnologe: 'Die Roma gibt es nicht.' Roma seien – anders als von der EU, dem Europarat und einigen Romanationalisten gerne dargestellt – 'kein in sich geschlossenes Volk, sondern allenfalls ein Konglomerat ethnischer Gruppen'. Romagruppen unterscheiden sich demnach unter anderem in ihren Sprachen und Dialekten, Religionen usw. Ihre Gemeinsamkeit in Europa liege in der 'leider überall festzustellenden Ausgrenzung, Missachtung und Benachteiligung', so Matter. Sie seien schlicht 'nirgendwo erwünscht'. Hinzu komme großes Desinteresse: Eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zeige etwa, wie wenig die Bevölkerung über die Minderheiten weiß. Matter kritisiert, dass die Vielfalt in den verschiedenen Roma-Gruppen in den Debatten meist ebenso ignoriert wird, wie die Gründe für ihre Migration" (http://mediendienst-integration.de/artikel/migration-von-roma-max-matter-buch-nirgendwo-erwuenscht.html).Der Mediendienst Integration stellt auch über den zitierten Artikel hinaus eine hervorragende Informationsquelle zum Thema Roma dar. So beantwortet etwa ein Dossier "Sinti und Roma" grundlegende Fragen:
- Wer sind "die Roma"?
- Sinti? Roma? Wie bezeichne ich die Gruppe richtig?
- Wie viele Sinti und Roma leben in Deutschland?
- Als nationale Minderheit anerkannt: was heißt das?
- Antiziganismus in Deutschland
- Antiziganismus in der Europäischen Union
- EU-Fortschrittsbericht zu Roma
- EU-Förderungen für die Integration von Sinti und Roma
- Die Roma-Dekade: 2005 bis 2015
- Untersuchung zu Roma im Bildungsbereich
- Ansprechpartner zu Roma & Sinti
Beim Mediendienst Integration handelt es sich um "eine Informations-Plattform für
Medienschaffende (...). Hier finden Journalisten
mit wenigen Klicks die wesentlichen Informationen zu den Themenfeldern
Migration, Integration und Asyl in Deutschland. (...) Der Mediendienst ist ein Projekt des 'Rats für Migration e.V.' (RfM), einem bundesweiten Zusammenschluss von Migrationsforschern. Seit seiner Gründung setzt er sich für eine differenzierte Debatte über die Politikfelder Migration und Integration ein" (siehe http://mediendienst-integration.de/ueber-uns.html). Was das Thema Roma betrifft, seien noch die folgenden drei Beiträge empfohlen:
(1) Offener Brief (07.04.2014): "Niemand von uns verlässt gerne seine Heimat"
(1) Offener Brief (07.04.2014): "Niemand von uns verlässt gerne seine Heimat"
"Als ich den Menschen in Stolipinovo über die Debatte in Deutschland
zu Armutsmigration erzählte, waren sie sehr überrascht", sagt der
Stadtsoziologe. Insbesondere wunderte sie die Vorstellung, sie würden
nach Deutschland ziehen, um Sozialleistungen zu beantragen. "Fast
niemand in Stolipinovo hat jemals etwas von Sozialleistungen gehört",
berichtet Kurtenbach.
(2) Antiziganismus-Gutachten (18.07.2014): "Medien reproduzieren 'Zigeuner'-Stereotype"
"Sie klauen, entführen Kinder oder sind Analphabeten auf Wanderschaft: Vorurteile gegenüber Sinti und Roma sind in den Medien weit verbreitet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die den Antiziganismus in den deutschen Medien umfassend untersucht hat. Demnach werden in Berichten über 'Armutszuwanderung' oder 'Einbrecher-Banden' uralte Klischees reproduziert, die von Journalisten oft nicht erkannt und hinterfragt werden. Öffentlich-rechtliche Medien bilden dabei keine Ausnahme."
(3) Interview (20.01.2014): "Sätze, die für keine andere Gruppe geschrieben würden"
"In der aktuellen Debatte wird der Begriff "Armutszuwanderer" häufig als Synonym für Roma aus Osteuropa verwendet. Antiziganismusforscher Markus End kritisiert das in einem Interview mit der Deutschen Welle. Die Existenz gebildeter und wohlhabender Roma, die nicht ins Klischeebild passen, gehe in der Diskussion völlig unter. In den Medien sei zu wenig Sensibilität für Antiziganismus vorhanden."
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