"100.000 Tote waren zu beklagen, mehr als 2 Millionen Menschen wurden vertrieben. Der Wiederaufbau wurde von der internationalen Gemeinschaft mit erheblichen Mitteln unterstützt. Doch noch immer wird die Politik von den nationalistischen Agenden der drei großen ethnischen Parteien bestimmt - auf der Grundlage eines monströsen und dysfunktionalen Staatsgebildes, das nicht nur Unsummen verschlingt und die Bürger frustriert, sondern auch eine Annäherung an die EU bis auf Weiteres unmöglich macht. Mehr noch: Heute wird das Friedensabkommen von Dayton selbst als das entscheidende Hindernis gesehen, die innere Blockade des Landes zu überwinden."Den Podcast finden Sie hier. Das Manuskript kann als pdf heruntergeladen werden...
Dienstag, 17. November 2015
Bosnien 20 Jahre nach dem Krieg - Podcast
Vor genau 20 Jahren, im November 1995, beendete das Daytoner Abkommen die Kriege in Jugoslawien. SWR2 Wissen beleuchtet die seitherige Entwicklung in einem knapp halbstündigen Beitrag:
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Montag, 9. November 2015
Balkan und EU - Podcast
Fokus Europa, ein Blog der Heinrich-Böll-Stiftung, hat heute ein Podcast zum Thema "Der Balkan und Europa" veröffentlicht. Der Journalist Rüdiger Rossig spricht 1,5 Stunden lang über die Entwicklung Südosteuropas seit den 1990er Jahren.
Die ersten 10 Minuten geht es um die Musikszene im Jugoslawien der 1980er Jahre, ab 10:30 min um das unvermeidliche Thema Krieg sowie um Nationalismus als Machtinstrument im Zerfallsprozess Jugoslawiens. Die rund 10 Minuten zwischen 33:00 min und 43:00 min sind Albanien (inklusive einem Seitenblick aufs Kosovo) gewidmet.
Dann erst, also ab 43:00 min, geht es um das eigentliche Thema, die europäische Perspektive der Nachfolgestaaten Jugoslawiens und Albaniens. Natürlich kommt die Sprache auch auf Flüchtlinge und die letzte größere Flüchtlingsbewegung während der Kriege der 1990er Jahre.
Ab 57:30 min rückt die Europäische Union in den Mittelpunkt. Es wird kritisch Bilanz gezogen hinsichtlich des EU-Engagements in Bosnien und Kosovo. Rossig fasst kompetent und lebhaft die wichtigsten Entwicklungslinien zusammen. Nachhören lohnt sich...
Die ersten 10 Minuten geht es um die Musikszene im Jugoslawien der 1980er Jahre, ab 10:30 min um das unvermeidliche Thema Krieg sowie um Nationalismus als Machtinstrument im Zerfallsprozess Jugoslawiens. Die rund 10 Minuten zwischen 33:00 min und 43:00 min sind Albanien (inklusive einem Seitenblick aufs Kosovo) gewidmet.
Dann erst, also ab 43:00 min, geht es um das eigentliche Thema, die europäische Perspektive der Nachfolgestaaten Jugoslawiens und Albaniens. Natürlich kommt die Sprache auch auf Flüchtlinge und die letzte größere Flüchtlingsbewegung während der Kriege der 1990er Jahre.
Ab 57:30 min rückt die Europäische Union in den Mittelpunkt. Es wird kritisch Bilanz gezogen hinsichtlich des EU-Engagements in Bosnien und Kosovo. Rossig fasst kompetent und lebhaft die wichtigsten Entwicklungslinien zusammen. Nachhören lohnt sich...
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Montag, 19. Oktober 2015
Vergangenheitspolitik und Versöhnung
Geschichts- bzw. Erinnerungs- bzw. Identitäts- bzw. Vergangenheitspolitik ist ein ebenso zentrales wie brisantes Thema in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens. Traditionen und Feiertage werden erfunden, Mythen instrumentalisiert, Straßen umbenannt, Gedenkstätten und Denkmäler schießen überall wie Pilze aus dem geschichtsgesättigten Boden. Warum das so ist, dazu schreibt Todor Kuljić in seinem 2010 erschienenen Buch "Umkämpfte Vergangenheiten. Die Kultur der Erinnerung im postjugoslawischen Raum" (Verbrecher Verlag) lakonisch:
"Vielleicht kann man die heutige Situation der neuen jugoslawischen Staaten besser verstehen, wenn man weiß, dass zwischen Triest und dem Ural vor fast hundert Jahren nur sechs der heutigen 23 Staaten existierten (...). Angesichts der Tatsache, dass neue Staaten immer auch eine neue Vergangenheit benötigen, erklärt die hohe Zahl der neu entstandenen Staaten, warum so viele phantastische und nebeneinander herlaufende Versionen von Geschichte im Umlauf sind." (S. 39) "Die ehemaligen jugoslawischen Republiken wurden plötzlich uralt." (S. 126)Die neuen Nationalismen entstanden seit den 1980er Jahren zunächst in Frontstellung gegen Kommunismus, Tito und Jugoslawien (und damit gegen den Antifaschismus, der allen drei zugrundeliegt), dann in Abgrenzung gegen die anderen im Prozess der Erfindung begriffenen Nationen im postjugoslawischen Raum und führten schließlich zum Krieg, dem sich der bis heute andauernde "Bürgerkrieg der Erinnerungen" (S. 152) anschloss.
"Wie die Anhänger der Postmoderne konstatieren, haben große Geschichten und Helden ihre Bedeutung verloren. Für den postjugoslawischen Raum trifft dies nicht zu, auf dieser Region lastet immer noch schwer die Vergangenheit, auch wenn es Anzeichen für die allmähliche Verarbeitung dieser Vergangenheit gibt." (S. 150)Solche Anzeichen finden sich beispielsweise in zwei jüngeren Arbeiten über die Geschichtspolitik in Bosnien-Herzegowina, die auf der Website des "Imre Kertész Kolleg’s Cultures of History Forum" an der Friedrich-Schiller-Universität Jena veröffentlicht wurden:
- Nicolas Moll: Division and Denial and Nothing Else? Culture of History and Memory Politics in Bosnia and Herzegovina
- Ljubinka Petrović-Ziemer: Cultures of Remembrance in Sarajevo, or the Protracted Search for Multiperspectivity and Integration
- Interview mit Nicolas Moll:
"Our Hero, Your Killer: A Sarajevo Story"
(10.08.2015) - Interview mit Ljubinka Petrović-Ziemer:
"Distorted Remembrance Culture ‘Traps Bosnia in Past’"
(12.10.2015)
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Dienstag, 13. Oktober 2015
Brief aus Bosnien: Reiche Ernte
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Foto: Dauni, CC0, Quelle |
Davon handelt der aktuelle Brief aus Bosnien von Ingrid Halbritter, den Sie hier [pdf, 393 kb] lesen können.
Es handelt sich bereits um den 19. Brief aus Bosnien. Alle Briefe seit 2005 finden Sie auf unserer Website...
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Dienstag, 22. September 2015
Wie viel helfen ist angemessen?
Der Guardian, eine der weltweit besten Zeitungen, veröffentlicht seit einiger Zeit täglich einen Guardian Long Read, einen sehr ausführlichen und in aller Regel sehr guten Artikel. Der heutige Text von Larissa MacFarquhar beschäftigt sich mit Fragen rund um Moral und Altruismus, die sich jeder Hilfsorganisation bei der täglichen Arbeit stellen: "Extreme altruism: should you care for strangers at the expense of your family"...
Dienstag, 18. August 2015
Das Nationalmuseum in Sarajevo
Bild: Julian Nitzsche, CC-BY-SA 4.0 |
"Das Nationalmuseum von Bosnien und Herzegowina (...) in Sarajevo (...) wurde als staatliche Museumsinstitution am 1. Februar 1888 eröffnet. Seit seiner Eröffnung nahm das Museum eine exponierte Rolle unter den musealen und Forschungsinstitutionen im damaligen Bosnien-Herzegowina ein und war dessen erste Einrichtung ihrer Art. Im modernen Bosnien-Herzegowina zählt es auf Grund seiner Geschichte zu den führenden wissenschaftlichen Institutionen des Landes. Da sich die drei konstitutionellen Volksgruppen Bosniens nicht über die Finanzierung der zentralen Kultureinrichtungen einig werden, ist das Museum seit Oktober 2012 geschlossen."Vor wenigen Tagen sagte die Vizedirektorin des Museums, Marica Filipović, in einem Interview mit der taz:
"Offiziell geht es um die Finanzierung, tatsächlich ist das Museum politisch schlicht nicht gewollt. Wir haben dieses „von Bosnien und Herzegowina“ im Namen und sind eine gesamtstaatliche Institution, doch Entscheidungen werden in Bosnien in den Entitäten getroffen. Dieses Problem ist im Vertrag von Dayton, der das Land in die Republika Srpska und die Bosnisch-Kroatische Föderation teilte, verankert. Die Situation hier am Museum steht somit symbolisch für den Zustand des gesamten Landes."Nachtrag (22.08.2015): Zwischenzeitlich hat auch die Neue Zürcher Zeitung über das drohende Ende des bosnischen Nationalmuseums in Sarajevo berichtet: "Der Anfang vom Ende?".
Montag, 3. August 2015
20 Jahre Srebrenica (II)
Anlässlich des 20. Jahrestages des Völkermordes von Srebrenica sind in den letzten Tagen und Wochen zahlreiche Artikel und Reportagen erschienen, darunter auch ein Beitrag von Erich Rathfelder (taz, 10.07.2015), der damals vor Ort war und sich erinnert: "Der Deal mit dem Hass".
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Freitag, 31. Juli 2015
Vorurteilsforschung zum Antiziganismus
"Es hat fast 40 Jahre gedauert, bis nach Kriegsende eine deutsche Regierung den Völkermord an den Sinti und Roma anerkannt hat. Weitere 30 Jahre dauerte es, bis die Bundesrepublik Deutschland in Berlin ein zentrales Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma in Europa realisierte."Das sind die ersten Zeilen des Vorworts von Romani Rose in dem kürzlich hier im Blog vorgestellten Buch "Sinti und Roma. Eine deutsche Minderheit zwischen Diskriminierung und Emanzipation" (hg. v. Oliver von Mengersen), das bei der Bundeszentrale für politische Bildung (hier) bestellt werden kann. Das Buchangebot der Bundeszentrale wurde kürzlich um eine weitere wichtige Publikation zur größten europäischen Minderheit ergänzt. Neu im Programm ist nämlich das folgende, äußerst lesenswerte Buch:
Wolfgang Benz, Sinti und Roma: Die unerwünschte Minderheit. Über das Vorurteil Antiziganismus (Online-Bestellung bei der BpB).Wie der Untertitel andeutet, versucht sich Wolfgang Benz der Thematik aus der Perspektive der Vergleichenden Vorurteilsforschung zu nähern. Da er sich seit langem intensiv mit dem Antisemitismus auseinandersetzt, heißt das, dass Antiziganismus in erster Linie damit verglichen wird, was an einigen Stellen des Buches sehr zur Erhellung von Vorurteilen, Stereotypen, Ressentiments und Klischees (sowie deren Genese und Funktion) beiträgt. Auf der BpB-Website findet sich folgende Kurzbeschreibung:
"Wenn die Rede auf Sinti und Roma kommt, entstehen häufig Bilder im Kopf: Vorstellungen von Armut, Kriminalität, mangelnder Fähigkeit oder Bereitschaft zur Anpassung. Dabei vermischen sich tradierte Vorurteile, auch aus der Literatur, mit modernen Assoziationen, die medial oder auch politisch befeuert werden. Wolfgang Benz stellt die reflexartige Ablehnung ebenso wie das Stereotyp von der Gefahr infrage, die Sinti und Roma angeblich für Gesellschaft, Arbeitsmarkt und Sozialsysteme darstellen. Er beleuchtet mit Methoden der vergleichenden Vorurteilsforschung zunächst Mechanismen, Gründe, Folgen und Strukturen eines europaweit noch immer verbreiteten Antiziganismus. In Interviews mit politischen und gesellschaftlichen Akteuren wird zudem nach Ansätzen dafür gefragt, wie ein menschenrechtskonformer, auf Integration zielender, guter Umgang mit der Minderheit auf kommunaler und sozialer Ebene aussehen kann."Wer sich etwas ausführlicher über das Buch informieren möchte, dem sei die Rezension von Tobias von Borcke auf H-Soz-Kult empfohlen.
Montag, 6. Juli 2015
Roma im Donauraum - aktuelle Ausgabe von danube connects
In der ersten Ausgabe 2015 des Online-Magazins danube connects mit dem Titel "Looking Ahead: A Future Worth Living for Roma in the Danube Region" wird auf Seite 19 die Arbeit von Pharos mit Roma in Sarajevo vorgestellt. Pharos nimmt sich derjenigen Angehörigen der Roma an, die staatenlos sind, "rechtlich unsichtbar" und illegal in Bosnien-Herzegowina leben. Der Verein erreicht, dass diese Menschen nachträglich ins Geburtsregister eingetragen werden, Ausweispapiere erhalten und Zugang zu staatlichen sozialen Leistungen haben.
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Freitag, 3. Juli 2015
20 Jahre Srebrenica
Der Bayerische Rundfunk hat ein interessantes und recht umfangreiches Online-Angebot zum bevorstehenden 20. Jahrestag des Massakers von Srebrenica eingerichtet: "Die Schatten von Srebrenica - 20 Jahre nach dem Bosnienkrieg". Einleitend heißt es auf der Webseite:
Der Mord an mehr als 8000 bosnischen Muslimen im Jahr 1995 und wie es dazu kommen konnte, bewegt auch uns Korrespondenten bis heute. Zum 20. Jahrestag ging es uns darum, das Massaker von Srebrenica aus der „Jetzt–Perspektive“ zu beleuchten: Wie leben die Menschen in Bosnien mit der schrecklichen Geschichte? Wie stark beherrscht die Vergangenheit ihre Gegenwart und ihre Zukunft?
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