"Es hat fast 40 Jahre gedauert, bis nach Kriegsende eine deutsche Regierung den Völkermord an den Sinti und Roma anerkannt hat. Weitere 30 Jahre dauerte es, bis die Bundesrepublik Deutschland in Berlin ein zentrales Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma in Europa realisierte."
Das sind die ersten Zeilen des Vorworts von
Romani Rose in dem kürzlich
hier im Blog vorgestellten Buch "Sinti und Roma. Eine deutsche Minderheit zwischen Diskriminierung und Emanzipation" (hg. v. Oliver von Mengersen), das bei der Bundeszentrale für politische Bildung (
hier) bestellt werden kann. Das Buchangebot der Bundeszentrale wurde kürzlich um eine weitere wichtige Publikation zur größten europäischen Minderheit ergänzt. Neu im Programm ist nämlich das folgende, äußerst lesenswerte Buch:
Wolfgang Benz, Sinti und Roma: Die unerwünschte Minderheit. Über das Vorurteil Antiziganismus (Online-Bestellung bei der BpB).
Wie der Untertitel andeutet, versucht sich Wolfgang Benz der Thematik aus der Perspektive der Vergleichenden Vorurteilsforschung zu nähern. Da er sich seit langem intensiv mit dem Antisemitismus auseinandersetzt, heißt das, dass Antiziganismus in erster Linie damit verglichen wird, was an einigen Stellen des Buches sehr zur Erhellung von Vorurteilen, Stereotypen, Ressentiments und Klischees (sowie deren Genese und Funktion) beiträgt. Auf der BpB-Website findet sich folgende Kurzbeschreibung:
"Wenn die Rede auf Sinti und Roma kommt, entstehen häufig Bilder im Kopf: Vorstellungen von Armut, Kriminalität, mangelnder Fähigkeit oder Bereitschaft zur Anpassung. Dabei vermischen sich tradierte Vorurteile, auch aus der Literatur, mit modernen Assoziationen, die medial oder auch politisch befeuert werden. Wolfgang Benz stellt die reflexartige Ablehnung ebenso wie das Stereotyp von der Gefahr infrage, die Sinti und Roma angeblich für Gesellschaft, Arbeitsmarkt und Sozialsysteme darstellen. Er beleuchtet mit Methoden der vergleichenden Vorurteilsforschung zunächst Mechanismen, Gründe, Folgen und Strukturen eines europaweit noch immer verbreiteten Antiziganismus. In Interviews mit politischen und gesellschaftlichen Akteuren wird zudem nach Ansätzen dafür gefragt, wie ein menschenrechtskonformer, auf Integration zielender, guter Umgang mit der Minderheit auf kommunaler und sozialer Ebene aussehen kann."
Wer sich etwas ausführlicher über das Buch informieren möchte, dem sei die
Rezension von Tobias von Borcke auf H-Soz-Kult empfohlen.
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