Was braucht ein junger Mensch aus schwierigen Verhältnissen, um ein gelingendes Leben zu führen? Diese Frage stand im Mittelpunkt unserer Überlegungen. Wir beobachten nämlich in vielen der Romafamilien, mit denen wir soziale Arbeit leisten, dass es den Jugendlichen nicht wirklich gelingt, aus dem Teufelskreis der Armut auszusteigen, auch wenn sie Schulbildung erhalten. Schulabbrüche sind keine Seltenheit, und ratlos beobachten wir, dass junge Mädchen sich früh mit jungen Männern zusammentun und Familien gründen, und dass Jungs in die Fußstapfen ihrer Väter treten und alles Mögliche auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Ein Lebensweg außerhalb aller Systeme und voller sozialer Unsicherheit ist dann vorgezeichnet.
Unsere Schlussfolgerung war: Berufsausbildung muss sein, genügt aber nicht. So gestalteten wir unser neues Projekt, das wir am 1. Mai 2022 begannen. Herzlichen Dank an unsere Spender*innen und institutionellen Geldgeber: Die Baden-Württemberg Stiftung in Stuttgart, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und die Louis-Leitz-Stiftung Stuttgart, die unsere 1. Phase bis Mitte 2023 ko-finanzieren.
Was genau haben wir vor? In dieser ersten Pilotphase laden wir 40 Jugendliche aus sozial schwachen Familien ein, zur Hälfte Roma und Nicht-Roma, Mädchen und Jungs. Voraussetzung ist, dass sie nach der 9. Grundschulklasse eine Berufsschule besuchen wollen. Materiell unterstützen wir mit Stipendien. Unser Hauptangebot ist aber ein vierjähriges Bildungsprogramm, in denen sie einen Strauß von Kompetenzen erhalten, die für ein gelingendes Leben wichtig sind: soziale Kompetenzen wie z.B. Kommunikation, Problemlösungskompetenz, kritisches Denken, Fähigkeiten, Aktivitäten zu planen und zu organisieren und gut mit Stress umzugehen. Solche Kompetenzen werden als life skills zusammengefaßt. Fähigkeiten für ein gutes Leben, frei übersetzt. Derzeit sind wir noch in der Phase, die Gruppe zusammen zu stellen. Mitte August findet der erste von 13 Wochenend-Workshops statt. Das Projekt wird von der Pädagogischen Hochschule in Zenica von einem dreiköpfigen Professor*innen-Team wissenschaftlich begleitet und extern evaluiert.
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