Freitag, 31. Juli 2015

Vorurteilsforschung zum Antiziganismus

"Es hat fast 40 Jahre gedauert, bis nach Kriegsende eine deutsche Regierung den Völkermord an den Sinti und Roma anerkannt hat. Weitere 30 Jahre dauerte es, bis die Bundesrepublik Deutschland in Berlin ein zentrales Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma in Europa realisierte."
Das sind die ersten Zeilen des Vorworts von Romani Rose in dem kürzlich hier im Blog vorgestellten Buch "Sinti und Roma. Eine deutsche Minderheit zwischen Diskriminierung und Emanzipation" (hg. v. Oliver von Mengersen), das bei der Bundeszentrale für politische Bildung (hier) bestellt werden kann. Das Buchangebot der Bundeszentrale wurde kürzlich um eine weitere wichtige Publikation zur größten europäischen Minderheit ergänzt. Neu im Programm ist nämlich das folgende, äußerst lesenswerte Buch:
Wolfgang Benz, Sinti und Roma: Die unerwünschte Minderheit. Über das Vorurteil Antiziganismus (Online-Bestellung bei der BpB).
Wie der Untertitel andeutet, versucht sich Wolfgang Benz der Thematik aus der Perspektive der Vergleichenden Vorurteilsforschung zu nähern. Da er sich seit langem intensiv mit dem Antisemitismus auseinandersetzt, heißt das, dass Antiziganismus in erster Linie damit verglichen wird, was an einigen Stellen des Buches sehr zur Erhellung von Vorurteilen, Stereotypen, Ressentiments und Klischees (sowie deren Genese und Funktion) beiträgt. Auf der BpB-Website findet sich folgende Kurzbeschreibung:
"Wenn die Rede auf Sinti und Roma kommt, entstehen häufig Bilder im Kopf: Vorstellungen von Armut, Kriminalität, mangelnder Fähigkeit oder Bereitschaft zur Anpassung. Dabei vermischen sich tradierte Vorurteile, auch aus der Literatur, mit modernen Assoziationen, die medial oder auch politisch befeuert werden. Wolfgang Benz stellt die reflexartige Ablehnung ebenso wie das Stereotyp von der Gefahr infrage, die Sinti und Roma angeblich für Gesellschaft, Arbeitsmarkt und Sozialsysteme darstellen. Er beleuchtet mit Methoden der vergleichenden Vorurteilsforschung zunächst Mechanismen, Gründe, Folgen und Strukturen eines europaweit noch immer verbreiteten Antiziganismus. In Interviews mit politischen und gesellschaftlichen Akteuren wird zudem nach Ansätzen dafür gefragt, wie ein menschenrechtskonformer, auf Integration zielender, guter Umgang mit der Minderheit auf kommunaler und sozialer Ebene aussehen kann."
Wer sich etwas ausführlicher über das Buch informieren möchte, dem sei die Rezension von Tobias von Borcke auf H-Soz-Kult empfohlen.

Montag, 6. Juli 2015

Roma im Donauraum - aktuelle Ausgabe von danube connects

In der ersten Ausgabe 2015 des Online-Magazins danube connects mit dem Titel "Looking Ahead: A Future Worth Living for Roma in the Danube Region" wird auf Seite 19 die Arbeit von Pharos mit Roma in Sarajevo vorgestellt. Pharos nimmt sich derjenigen Angehörigen der Roma an, die staatenlos sind, "rechtlich unsichtbar" und illegal in Bosnien-Herzegowina leben. Der Verein erreicht, dass diese Menschen nachträglich ins Geburtsregister eingetragen werden, Ausweispapiere erhalten und Zugang zu staatlichen sozialen Leistungen haben.


Freitag, 3. Juli 2015

20 Jahre Srebrenica

Der Bayerische Rundfunk hat ein interessantes und recht umfangreiches Online-Angebot zum bevorstehenden 20. Jahrestag des Massakers von Srebrenica eingerichtet: "Die Schatten von Srebrenica - 20 Jahre nach dem Bosnienkrieg". Einleitend heißt es auf der Webseite:
Der Mord an mehr als 8000 bosnischen Muslimen im Jahr 1995 und wie es dazu kommen konnte, bewegt auch uns Korrespondenten bis heute. Zum 20. Jahrestag ging es uns darum, das Massaker von Srebrenica aus der „Jetzt–Perspektive“ zu beleuchten: Wie leben die Menschen in Bosnien mit der schrecklichen Geschichte? Wie stark beherrscht die Vergangenheit ihre Gegenwart und ihre Zukunft?